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Kurt meint: Kurt 
Mein Name ist Kurt. Ich wurde von Fred und Mel im Januar 1996 bei einem Züchter gekauft. Ich saß allein in einem viel zu kleinen und verdreckten Käfig, hatte angeblich einer Studentin gehört, die mich abgeben musste, weil sie woanders einen Studienplatz bekommen hatte und in eine WG einziehen wollte, in die sie mich nicht mitnehmen konnte. Man sagte meinen neuen Besitzern beim Kauf, dass ich eine liebe, auf Frauen fixierte Guatemala-Amazone sei. So ganz lieb war ich jedoch nicht und nach einer Weile und einigen "Machtkämpfen" entschloss ich mich dazu, Fred als meine Bezugsperson auszuwählen. Ich muss dann aber wohl doch seeehr lieb zu meinem neuen "Herrchen" gewesen sein, denn schon kurze Zeit später durfte ich mich über eine ganz süße, nette und liebe Partnerin freuen. Ich hab mich "fast" auf Anhieb mit ihr verstanden und heute sind wir "ein Herz und eine Seele".  

 

 

Fred meint: Kurt mit Hühnerknochen
Als wir uns Ende 1995 dazu entschlossen, einen Papagei anzuschaffen, waren wir auf dem Gebiet noch ziemlich unerfahren, denn wir hatten bislang nur Wellensittiche besessen. Da es aber immer wieder sehr traurig war, wenn diese kleinen Hausgenossen nach 9 bis 14 Jahren von uns gingen, beschlossen wir, einen langlebigeren Vogel zu erwerben. Vom "Hörensagen" hatten wir erfahren, Amazonen seien recht langlebige Vögel, die auch, im Gegensatz zu anderen Arten, nicht allzu sehr zum 

Rupfen neigen würden. Die Zeitschriften WP und Papageien waren uns damals ebenso unbekannt wie Papageienforen im Internet (zumal wir damals noch gar keinen Internetzugang hatten). Also wurden die Zeitungen nach Anzeigen gewälzt. Anfang Januar, es war Donnerstag der 04.01.1996, sahen wir eine Anzeige in der ein zahmer, sprechender Graupapagei und eine Venezuela-Amazone angeboten wurden. Wir fuhren hin aber der Verkäufer hatte nur noch eine große Mülleramazone abzugeben. Es war ein Wildfang, laut CITES eine Guatemala-Amazone, die im November 1993 aus Nicaragua eingeführt wurde. Auf meine Bedenken hin, einen Wildfang zu erwerben, sagte der Verkäufer mir nur „der Vogel sei mittlerweile nun schon über zwei Jahre in Deutschland und ich könne mir sicher sein, dass ihm niemand mehr die Freiheit wiedergeben würde oder könne, ganz gleich ob ich ihn nun kaufen würde oder nicht.“ Irgendwie tat mir der Geier  leid und immer wenn wir uns ihm näherten (vor allem aber wenn Melanie zu ihm ging), „blinkte“ er mit seinen Augen. Sein Käfig war viel zu klein und verschmutzt und das Futter musste in den letzten Tagen wohl immer nur aufgefüllt worden sein ging man von den Resten und leeren Körnerschalen aus, die im Napf und im Käfig rumlagen. Innerlich hatte ich mich schon fast dazu entschlossen ihn zu kaufen. 

  Dennoch wollte ich, wenn möglich, noch etwas erfahren und fragte den Verkäufer was er denn nun über die Amazone wüsste. Er erzählte uns die Geschichte von der Studentin und dass der Name des Vogels „Kurt“ sei. Das Mädchen hätte ihn bei ihm abgegeben, er sei fast 100%ig ein Hahn und ein absoluter „Frauenvogel“. Mehr wüsste er nicht. Wir kauften unseren „Kurt“ und nahmen ihn mit nach Hause. Wir fanden den Namen „Kurt“ natürlich nicht gerade toll für ein Papagei, entschieden uns aber dann dafür, dass er seinen Namen doch behalten sollte. Kurt hieß halt Kurt und so sollte es auch bleiben. Die ersten Tage verhielt sich unser Kurt ganz still.  

So ging das fast eine Woche bis wir es uns eines Abends im Wohnzimmer gemütlich gemacht hatten und einen Film anschauen wollten. Wir hatten ein paar Snacks vorbereitet und auf dem Wohnzimmertisch standen mehrere Teller. Kurt kam sofort aus seinem Käfig heraus und lief über den Boden zielstrebig auf uns zu. Wir wussten zuerst gar nicht was das sollte und waren von seinem plötzlichen Wandel sehr überrascht. Er wollte uns an den Beinen hochkrabbeln und sein einziger Gedanke galt wohl dem gedeckten Tisch. Nachdem er hier und da etwas probieren durfte war das Eis gebrochen. Er war jetzt fast nur noch draußen aber dennoch bekam er einen größeren Käfig. Er wurde immer zutraulicher und frecher...... Es stellte sich heraus, dass wir mit Kurt einen kleinen Tyrann erworben hatten, der jedem zeigen wollte/musste, dass er der Herr war. Nach mehreren Auseinandersetzungen (die für uns zum Teil sehr blutig endeten), entschloss ich mich dazu, andere Saiten aufzuziehen. Wir wollten ihn nicht wieder weggeben, weil wir inzwischen befürchteten, dass er wegen seiner Bissigkeit schon mehrmals den Besitzer gewechselt haben könnte. Wenn dem tatsächlich so war, so sollte er zumindest bei uns ein dauerhaftes Zuhause finden, denn er war ein wunderschöner und stolzer Vogel. Ich sah die einzige Möglichkeit, ihm das böse Beißen abzugewöhnen darin, dass man ihm beibrachte, dass nicht er sondern wir, bzw. ich der Herr im Hause war (Melanie hatte zu diesem Zeitpunkt schon ihren Kampf verloren, denn Kurt brauchte ihr nur zu drohen und schon zuckte sie zusammen). 

Als Kurt mich irgendwann dann wieder einmal so in die Hand biss, dass das Blut nur so aus der Wunde floss, flatterte er durch das Zurückziehen meiner Hand auf den Boden. Nicht im mindesten von meiner Größe beeindruckt, breitete er die Flügel aus und stürzte sich auf meine Füße. Mir ist wohl damals der Kragen geplatzt, denn ich hob Kurt mit beiden Händen hoch, packte ihn am Schnabel und schimpfte tierisch mit ihm. Danach steckte ich ihn in seinen Käfig. Das Wunder geschah. Kurt saß seit diesem Tag nur noch bei mir. Ich konnte ihn anfassen, streicheln und kraulen und immer wenn ich etwas essen wollte, war auch er zur Stelle um 

sich seinen Anteil zu holen. In den nächsten Monaten wurde Kurt immer anhänglicher zu mir. Er nutzte jede Gelegenheit um zu mir zu kommen. Er wollte mit mir essen, mit mir auf der Couch schlafen, mit mir fernsehen und dauernd gekrault werden. Ich wurde auf der anderen Seite von ihm ebenso liebevoll gekrault. Er knabberte zärtlich an meinen Ohren, Augenbrauen und Finger. Nur beim Spielen wurde, bzw. wird er oft etwas übermutig und setzt seinen Schnabel nicht immer ganz zart ein. Wehe aber, es näherte sich jemand... schon wurde er wieder aggressiv und drohte mit gespreizten Flügeln. Egal wo ich mich nun in der Wohnung auch aufhielt, Kurt war bei mir. Langsam überlegten wir, dass es wohl an der Zeit war, eine Partnerin für ihn zu finden. Inzwischen hatten wir uns etwas informiert und waren zu dem Schluss gekommen, dass Kurt entweder der Unterart amazona farinosa guatemalae oder aber amazona farinosa virenticeps angehören musste. Auch waren wir davon überzeugt, dass Kurt, seinem ganzen Verhalten nach, ein "Männchen" sein musste...... Bei der Susi geht die Geschichte dann weiter.

 

                                                                                    

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